Diakoniewoche 2012
Altern in der Mitte Gesellschaft
„Die Diakonie ist ein verlässlicher Partner für die Region Hannover", bedankte sich Regionspräsident Hauke Jagau beim Eröffnungsgottesdienst anlässlich der Diakoniewoche 2012. Dieser Gottesdienst war gleichzeitig der Jubiläumsgottesdienst zum zehnjährigen Bestehen des Diakonieverbandes, bei dem viele Vertreter aus den Kirchengemeinden und Kommunen zu Gast waren. Wie wichtig dieses Netzwerk von Kirche und Diakonie ist, betonten Hauke Jagau und der Langenhagener Bürgermeister Friedhelm Fischer in ihren Ansprachen. Gerade die Zweigliedrigkeit von spezialisierter, professionell fachlicher Hilfe und von engagiert umgesetzter, niedrigschwellig-praktischer Hilfe sei positiv für die Region Hannover und ihre Kommunen.
Der Diakonieverband Hannover-Land hilft seit mehr als zehn Jahren ‚In der Nächsten Nähe‘ Menschen in der Region Hannover. Er ist vor Ort in Barsinghausen, Burgdorf, Burgwedel, Laatzen, Langenhagen, Neustadt, Ronnenberg, Springe und Wunstorf mit seinen Beratungsstellen zu finden. Gemeinsam mit den 100 Kirchengemeinden in den fünf Kirchenkreisen entsteht dadurch ein dichtes Netzwerk von Hilfsangeboten für alle Generationen.
Das Thema der Diakoniewoche 2012 war „Altern in der Mitte der Gesellschaft". Dass hier eine besondere Herausforderung auf die Gesellschaft zukommt, unterstrich Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes in seiner Predigt. Einen besonderen Akzent legte er in seiner letzten öffent-lichen Predigt für den Diakonieverband Hannover-Land auf die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden:
„Wenn wir, trotz allen Jugendwahns, bei dieser für unsere Gesellschaft lebenswichtigen Frage, wie wir alt werden wollen, als Kirche und Diakonie nicht an einem Strang ziehen, dann machen wir etwas grundfalsch. ... Denn wir werden gebraucht. Die Warteschlangen vor den Beratungsstellen werden lang und länger. Die Besuchslisten in den Gemeinden auch. ... Ob Familienmutter oder -vater, ob Regionspräsident, Mitarbeiterin der Sozialstation, ob Bankdirektor oder Kindergärtnerin, ob Professor für Molekularbiologie, Heimleiter oder Eheberater, ob Großmutter, allein lebend oder in der Großfamilie, Jesus ruft uns Christen unter ihnen zu: ‚Ihr seid das Licht der Welt‘. Beten, Gottesdienst ist immer das eine. Nicht umsonst steht das ‚Vater unser‘ in der Mitte der Bergpredigt, aus der dieser Satz mit dem Licht der Welt stammt. Aber immer folgt daraus das andere. Licht für die Welt zu sein. Und das kriegen wir nur zusammen vernünftig hin."
Damit das Licht gemeinsam dorthin getragen werden kann, wo es dunkel ist, bekamen alle anwesenden Kirchengemeinden eine Diakoniekerze geschenkt. Gleichzeitig war dies ein wichtiges Zeichen für die notwendige Zusammenarbeit, die in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. Steigende Kosten einerseits und langsamer steigende Einnahmen andererseits machen die Finanzierung diakonischer Arbeit zu einer schwieriger werdenden Herausforderung. Gleichzeitig sorgt beispielsweise eine älter werdende Gesellschaft für neue Fragestellungen. Antworten kann die Diakonie nur gemeinsam mit den Kirchengemeinden und allen, die gesellschaftlich Verantwortung übernehmen, finden.
Die Kirchengemeinden sind bereit, gemeinsam mit der Diakonie nach Lösungsansätzen zu suchen. In den zurückliegenden Monaten besuchten Mitarbeitende der Diakonie mehr als die Hälfte der evangelischen Gemeinden im Einzugsgebiet des Diakonieverbandes. Dabei wurde deutlich, dass immer mehr ältere Menschen Hilfe benötigen.
Einige Rückmeldungen aus den Kirchengemeinden:
- Menschen sind arm an Zuwendung und vereinsamen.
- Es gibt viel versteckte Armut, die schwer mitzubekommen ist.
- Die Wege sind aufgrund von veränderten Dorfstrukturen zu weit.
- Der traditionelle Familienverband fehlt immer öfter.
Gerade die fehlenden familiären Netzwerke stellen wir auch in den diakonischen Beratungsstellen fest. Hier begegnen sich junge Familien und Senioren, die gemeinsam darüber klagen, dass Angehörige, die gerne helfen würden, nicht vor Ort wohnen. Die Flexibilität am Arbeitsmarkt macht es notwendig, dorthin zu gehen wo gute (und gut bezahlte) Arbeit angeboten wird. Unternehmen erwarten, dass ihre Angestellten freiwillig in neu eröffnete Standorte gehen. Dadurch fehlt der jungen Mutter die Unterstützung der Großeltern bei der Betreuung ihrer Kinder und den Großeltern wiederum die Hilfe beim Einkaufen oder bei kleineren Reparaturen im Haushalt.
Der Diakonieverband macht sich auf den Weg, zusammen mit Kirchengemeinden und anderen gesellschaftlichen Akteuren an dieser Stelle nach Lösungen zu suchen. Die diesjährige Jahreslosung passt diesbezüglich besonders gut: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (Hebräer 13,14).